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Bundesverband der Deutschen Klein- und Obstbrenner
Geschichte und Personen

Kleinbrenner in Süddeutschland
Das Brennen in kleinen Brennereien hat in Süddeutschland eine lange Tradition.
Schon der Bischof von Straßburg, Kardinal Armand Gaston de Rohan, hat im Jahre 1726 sämtlichen Einwohnern und bäuerlichen Untertanen des Amtes Oberkirch das Brennen von Kirschen zum Eigengebrauch gestattet. Der Kirschenanbau wurde im Achertal und Renchtal gefördert und empfohlen.
Diese Förderungen hatten vor allem drei Hintergründe:
- den Landwirten sollte eine weitere Einnahmequelle erschlossen werden
- die wirtschaftliche Situation der Region sollte gefördert werden
- eine zusätzliche Einnahmequelle der Obrigkeit durch Steuerabgabe wurde gefunden.

Kaiser Wilhelm II. unterzeichnete dann am 26. Juli 1918 das erste Branntweinmonopolgesetz. Dieses Gesetz trat dann am 01. Oktober 1919 in Kraft. Es umfasste ein Bezugsmonopol bestimmter Rohstoffe, ein Reinigungsmonopol, ein die Verwertung und den Handel umfassendes Zwischenhandelsmonopol und ein Monopol zur Herstellung und zum Vertrieb einfacher Trinkbranntweine.
Die schwierige wirtschaftliche Zeit führte am 08. April 1922 nochmals zu einer Gesetzesänderung. Dieses bildet heute noch die Grundlage des deutschen Branntweinmonopols und die Klein- und Obstbrenner arbeiten noch heute nach diesem 80 Jahre alten Gesetz. Etwas später kam dann noch das Einfuhrmonopol hinzu. Durch Urteile des Europäischen Gerichtshofes wurde das Monopol im Jahr 1976 umgewandelt und hat heute mit einem Monopol nur noch nach dem Namen zu tun. Es ist kein Monopol mehr und ist daher seit dieser Zeit auch auf Zuschüsse angewiesen.

Die Klein- und Obstbrenner oder auch Abfindungsbrenner gibt es in Süddeutschland vor allem in den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. In Baden-Württemberg gibt es heute ca. 180.000 ha Streuobstwiesen mit 12 Millionen Streuobstbäumen. Die Brenner haben ein festgelegtes Kontingent von 300 Litern Alkohol im Jahr und die Größe des Brennkessels ist auf eine maximale Füllmenge von 150 Litern beschränkt. Die Besonderheit ist eine Steuervergünstigung und die Erhebung der Steuer nach Ausbeutesätzen pro 100 Liter Maische. Auch hier ist bei gutem Ausgangsmaterial noch eine steuerfreie Überausbeute möglich. Aufgrund dieser Steuervergünstigungen ist ein Verkauf außerhalb Deutschland von diesen Obstbränden nicht möglich.

Schon immer waren diese Klein- und Obstbrenner in Verbänden organisiert. Nur so war es möglich diese alten Rechte über Jahrzehnte im Kern zu erhalten. Zu den Gründen, die schon den Bischof von Straßburg zu der Erlaubnis bewogen, hat sich in den drei Bundesländern mit vielen Kleinbrennern zusätzlich eine Kulturlandschaft mit ökologisch wertvollen Streuobstbäumen gebildet.

Schon nach der Gründung der Bundesmonopolverwaltung in den 20-iger Jahren bildete sich der Reichsverband Deutscher Klein- und Obstbrenner e. V. mit ca. 50.000 Mitgliedern. Der Mitgliedsbeitrag betrug im Jahr 1938/39 eine Reichsmark.

Auf Betreiben dieses Verbandes wurde die Deutsche Edelbranntwein GmbH in Karlsruhe gegründet, die bis heute die Sammelstelle auf Rechnung der Bundesmonopolverwaltung für die Obstbrände der Kleinbrenner ist.

Nach dem zweiten Weltkrieg bildeten sich in den einzelnen Besatzungszonen, in denen Kleinbrenner tätig waren, wieder die Regionalverbände. In Baden-Württemberg waren es die Verbände Nordwürttemberg, Südwürttemberg, Südbaden und Nordbaden. Die Verbände Südbaden und Nordbaden haben sich inzwischen zu einem Badischen Verband zusammengeschlossen. In Rheinland-Pfalz gab es schon zum damaligen Zeitpunkt einen Pfälzer und einen Rheinischen Verband. In Bayern bildeten sich Verbände in Franken in Südostbayern um Rosenheim und im Gebiet Lindau am Bodensee. Auch diese Verbände sind heute noch eigenständig und Mitglieder des heutigen Bundesverbandes. Bei der Verbandsgründung gab es noch einen hessischen Kleinbrennerverband. Diese Brenner sind inzwischen vor allem dem Badischen Kleinbrennerverband angeschlossen.
Nachdem die Verbände ab dem Jahr 1946 nach und nach wieder gegründet wurden, bildete sich zunächst eine Arbeitsgemeinschaft dieser Landesverbände. Am 13. Februar 1952 trafen sich die oben genannten Verbände dann zur Neugründung des Bundesverbandes der Deutschen Klein- und Obstbrenner e. V. im Hotel "Schwarzes Schiff" in Heidelberg.

Vorsitzender des Verbandes wurde Bürgermeister Eduard Kühner aus Sasbach bei Achern. Geschäftsführer des Bundesverbandes wurde Karl Erdrich. Beide waren auch in diesen Ämtern beim größten Landesverband dem Verband Badischer Klein- und Obstbrenner e. V. tätig und sollten für Jahrzehnte die Geschicke der Verbände mit großem Erfolg leiten.

Die personelle Entwicklung war:

Geschäftsführer

1952 - 1989 Karl Erdrich
1989 bis heute Gerald Erdrich

1. Vorsitzender, frühere Tätigkeiten

1952 - 1974 Eduard Kühner, Sasbach bei Achern Bürgermeister
1974 - 1989 Dr. Isidor Früh, Sasbach bei Achern MdB und MdEP
1989 - 1993 Otto Müller, Böbingen/Rems Landwirtschaftsmeister
1993 - 1996 Prof. Dr. Bernhard Friedmann, Ottersweier MdB und Mitglied des Europ. Rechnungshofes a.D.
1996 - 2010 Siegfried Hornung, Ravenstein-Ballenberg MdB a.D.
2010 - heute Alois Gerig, Höpfingen MdB a.D.

Nach wie vor besteht die Hauptaufgabe des Bundesverbandes der Deutschen Klein- und Obstbrenner e. V. die Rechte und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seiner Mitglieder zu erhalten. Die Anzahl der Kleinbrenner in Süddeutschland ist von 50.000 vor dem Zweiten Weltkrieg über 45.000 nach dem Krieg auf inzwischen 30.000 zurückgegangen. Aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft und weiterer Entwicklungen wird diese Zahl sich weiter reduzieren. Für die Kulturlandschaft in Süddeutschland und die noch bestehenden ökologisch wertvollen Streuobstwiesen ist die Verwertung von Obst über den Brennkessel von existenzieller Bedeutung.
Kein noch so durchdachtes Programm kann einem Landwirt die Freude ersetzen:
- wenn er einen Obstbaum pflanzt
- nach Jahren die Früchte erntet
- das Obst einmaischt und zu Alkohol vergären lässt
- die Maische im eigenen Brenngerät abdestilliert
- und zuletzt das Endprodukt, das er von Beginn an begleitet hat, stolz anbietet.

Das System, dass seit 80 Jahren funktioniert, muss aufgrund seiner Effektivität und des Ergebnisses der Landschaft in Süddeutschland weiter erhalten bleiben. Dies den Politikern in Land, Bund und der Europäischen Union klar zu machen, wird den Verband weiterhin beschäftigen und aufgrund der begründeten Existenz der Brenner muss dies auch weiterhin wie die letzten Jahrzehnte zum Wohle der Landwirte, der Bevölkerung und der Gäste in diesen Bundesländern gelingen.